Sonja Neuhaus
Wege in die Lebendigkeit
Praxis – Institut

 

Bordbriefe

Buchbesprechung Helmine 2

"Die abenteuerlichen Reisen einer Kapitänsfrau"

Bordbriefe der Helmine Schröder von Frachtsegelschiffen um Kap Hoorn

Geschichten von Menschen haben mich von klein auf interessiert und so hat mich dieses Buch im Urlaub in Cuxhaven förmlich angesprungen.

Gefunden habe ich es im Museum Windstärke 10 in Cuxhaven. Dieses Museum widmet sich ganz der Seefahrerei und ihren Unglücken sowie der Entwicklung der Seefischerei, in deren Blüte Cuxhaven ein wichtiger und bedeutsamer Standort gewesen ist.

Nun zum Buch:

Hier geht es um eine Frau, die Ende des 19. Jahrhunderts ihren Mann – einen Kapitän eines Frachtsegelschiffes – zuerst alleine und dann auch zusammen mit ihrem kleinen Sohn auf den Salpeterfahrten nach Chile begleitet hat.

Nicht nur, dass man zahlreiche Einblicke in den Alltag der teilweise drei bis viermonatigen Reise (nur die Hinfahrt!) nach Valparaiso komplett auf See erhält, ich habe auch Inneneinsichten einer Frau bekommen, die mich tief berührt haben.

Was hat mich hier berührt?

Dass sie sich als Frau wertvoll erachtet hat und das zu einer Zeit, in der Frauen keine Rechte hatten, Eigentum ihrer Familie und später ihres Mannes waren und in der Regel „nichts“ zu sagen hatten.

Wir ringen heute immer wieder darum, was Frau und Mutter-Sein in der Gesellschaft bedeuten und trotz aller Möglichkeiten, die uns heute als Frauen offenstehen, ist das Bild einer Hausfrau, die sich hauptsächlich ihrer Familie widmet, nach wie vor eher negativ und wenig wertvoll besetzt.

Hier zeigt sich mir ein komplett anderes Bild.

Es gibt zwar eine klare Rollenteilung und Aufgabentrennung – Helmine Schröder ist für die Versorgung des Haushaltes und der Erziehung ihres Sohnes zuständig, aber nichtdestotrotz empfindet sie sich als wertvoll - als zweite Säule neben ihrem Mann. Sie sieht, dass beide ihren Platz in der Familie haben und das beides wichtig und wertvoll ist.

Gerade in ihrer Arbeit für die Familie zieht sie ihren Stolz hervor.

Vieles was sie über das Zeitgeschehen oder auch manche Ansichten von ihr schreibt, mögen heute mehr als wunderlich erscheinen. Allerdings muss man hierbei bedenken, dass wir als moderne Menschen heute komplett anders auf gesellschaftliche Dinge, Erziehung von Kindern oder auch Behandlung von Tieren schauen.

Dies ist für mich auch eher nebensächlich und ich kann es eben als Verhalten aus einer anderen Zeitepoche sehen und empfinden.

Die Besonderheit des Buches liegt für mich wie oben bereits beschrieben in ihrer Selbstwahrnehmung was ich als Geschenk für mich als Frau empfinde.