Sonja Neuhaus
Wege in die Lebendigkeit
Praxis – Institut

 

In Beziehung gehen

Beziehung 2

In Beziehungen mit anderen Menschen komme ich schlußendlich mit mir selbst in Kontakt.

In vielerlei Hinsicht - nicht nur in den vermeintlich schönen Momenten, sondern vorallem dann, wenn ich Momente erlebe, die unangenehme Gefühle in mir hervor rufen.

Was passiert in solchen Momenten?

Gefühle - so haben Forscher heraus gefunden - dauern ungefähr 30 Sekunden. Das überrascht! Denn wer kennt das nicht, dass ein Gefühl in einem ausgelöst wird

und in diesem befinden wir uns danach deutlich länger als 30 Sekunden.

Unser Hirn - als zuverlässiges Organ, wenn es um Abspeichern von Bildern, Situationen und eben auch um Gefühle (als Echo) geht - durchsucht beim Erleben eines Gefühls seinen Speicher nach vergleichbaren Bildern ab, die es uns direkt liefert, damit wir auf das erlebende Gefühl vertraut reagieren können. Diese Funktion ist für das System Mensch überlebenswichtig. Unser Hirn arbeit immer mit dem Ziel des Energiesparens für den Körper, damit dieser lange funktionierend durch die Welt wandert. 

Unsere ersten Kontakte mit Beziehungen erleben wir alle als Kinder in unseren Ursprungsfamilien oder in vergleichbaren Institutionen wie Kindergarten, Kinderheimen u.ä. Im Erleben als Kind sind wir den Beziehungen zu unserem Umfeld "ausgeliefert". Wir sind als Kinder lange Zeit nicht in der Lage, allein zu leben. Wir sind abhängig von anderen Menschen, um zu überleben. In dieser Zeit eignen wir uns alle Strategien an, um bestmöglich wachsen und autonom werden zu können. Was bleibt ist immer wieder der Wunsch auch verbunden zu sein.

Mit diesem Paket an Bildern und Strategien gehen wir als körperlich Erwachsene Beziehungen ein. In diesen Beziehungen erleben wir dann die ganze Bannbreite unserer Strategien, die uns haben körperlich erwachsen werden lassen.

Um dies deutlich zu machen hier ein Beispiel:

Wenn irgendetwas schief gelaufen ist oder man in den Augen der Mutter etwas falsch machte, hat diese laut geschimpft und eine Litanei an Vorwürfen, alten Geschichten und urteilenden Worte mit dem Kind geteilt. Nicht nur, dass das Kind, je älter es wurde, versucht hat, alles vor der Mutter zu verbergen, damit es nicht wieder in diese Vorwurfsschleife einfuhr, es fühlte sich in diesem Momenten immer wieder als klein, nicht wertvoll, beschämt, wütend, traurig, ohnmächtig, unter Druck, geschockt, angstvoll... Diese Liste lässt sich individuell weiter führen.

Was passiert dann als Erwachsener? Dieser Mensch geht eine Beziehung ein - geschäftlich oder privat ist dabei nicht wichtig. Da es im Leben immer wieder dazu kommt, dass man etwas macht, was jemand anderem nicht gefällt, kommt es nun zu einer ähnlichen Situation. Der andere Mensch ist verärgert über mein Tun und fängt an zu schimpfen. Nun passiert das, was ich oben beschrieben habe:

Mein Hirn liefert mir neben dem eigentlichen Gefühl - welches nur 30 Sekunden dauert - direkte Bilder ähnlichen Situationen aus der Vergangenheit. Und schwupps bin ich wieder das kleine Kind was sich nicht wertvoll, klein, beschämt, wütend, traurig, ohnmächtig - und noch vieles andere - fühlt.

Wie die Reaktionen dann von mir aussehen, ist ganz individuell. In der Regel endet es aber im Streit.

Wie komme ich dann aber in Beziehung mit mir?

In dem ich nicht dem ersten Impuls folge, sondern mir erst einmal erlaube, das Gefühl unnd die Bilder/Gedanken, die hoch kommen, da sein zu lassen und sie innerlich zu fühlen. 

Das hört sich einfach an, ist es am Anfang aber nicht. Bei freudigen, angenehmen Gefühlen haben wir keine Probleme. Die unangenehmen Gefühlen wollen wir allerdings gerne so schnell wie möglich los werden. Sich da selbst das Geschenk zu machen, sie einfach da sein zu lassen, ist anfangs ein etwas steiniger Weg. Es braucht eine Zeit bis das Gehirn erkennt, dass die Gefahr vorbei ist und wir auch energiesparend unterwegs sind, wenn wir nicht auf die Bilder reagieren.

Was wir über diesen Weg erhalten, ist ein freundlicher und inniger Kontakt mit uns selbst - und als Bonus auch einen verändernden, friedvolleren Umgang mit unserem Umfeld.